III. THETIS - A Time Capsule for Dance

Peter Niedertscheider - Thetis Bilder im Marmor Flachrelief
28.April bis 18. Juni 2022 Galerie Trapp Salzburg

II. THETIS - Stretching the Muscle of Time

Ausstellung - Präsentation
tanz_house festival
Full length video, Fotos und AR (augmented reality) der performativen Aufnahmen in Adnet im Foyer der ARGEkultur Salzburg
5. bis 13. Oktober 2021

SZENE Salzburg
Sa 24. Juli, 17 Uhr Eröffnung
So 25. bis Di 27.Juli, 14 – 20 Uhr

I. THETIS - A Walk to the Quarry

Shooting Performance
Adnet, Kiefer Marmorbrüche, Land Salzburg, Austria
Samstag 3. Juli 2021 abends
Sonntag 4. Juli 2021 vormittags

Dance and marble stretch our muscle of time. From now to 180 Mio. years ago into a jurassic world of mussles and ammonites.
For English scroll to the bottom.


Das Projekt THETIS basiert auf einem performativen Shooting für Film und Foto im Lienbacherbruch in Adnet (A Walk to the Quarry - Teil 1 des Projekts), zu dem Anfang Juli 2021 Zuschauer nicht ausgeschlossen, sondern willkommen waren. Lawine Torrèn setzte die Geschichte der Hochzeit der Meeresnymphe Thetis mit Peleus zwischen die Schichten des hunderte Millionen Jahre alten Jura-Kalkes, Ablagerungen des Meeres Tethys, auf denen Salzburg und seine Umgebung ruht.
Eine Dehnung des Zeitmuskels mit zeitgenössischem Tanz.


short version 2 min. ex post

video © Stefan Aglassinger, sound & recording Alexander Bauer


Teil 2: Präsentationen und Ausstellungen THETIS - Stretching the Muscle of Time zeigten Fotos und Filme der vorangegangenen Shooting Performances als eigenständige Arbeiten.

Teil 3: Bildhauer Peter Niedertscheider schuf aus dem Material der Steinbrüche und der darin entstandenen Bilder rilievi schiacciati (Flachreliefs). Sie wurden in der Salzburger Galerie Trapp vom 28.4. bis 18.6.2022 vorgestellt:
A Time Capsule for Dance.

Der gesamte Prozess ist begleitet von der aktiven Kommunikation der Künstler mit dem Publikum, mit den beteiligten Unternehmen, Gemeinden, Kulturinstitutionen.

Sowohl die gezeigten Fotos und Filme als auch die Performances haben im Prozess ihre jeweils kathalytische Funktion. Sie sind ein Elastikband zur Dehnung des Zeitmuskels.

Wir nennen diese Darstellungs- und Schaffensform Invisible Tale. Im Hintergrund der impulsgebenden Performance steht eine Erzählung, die aber nur zu einem Teil in Erscheinung tritt. Ziel des Schaffens ist nicht die Performanz, sondern deren Abbild. Im erzählenden Abbild bleibt die Geschichte aufgehoben, ist aber zu einem Gutteil „unsichtbar“.

Eftychia Stefanou, Simone Benini © Magdalena Lepka

Eftychia Stefanou, Simone Benini © Magdalena Lepka


Erdgeschichte
Warum Marmor? THETIS hat zum Ziel, eine Zeitkapsel für Tanz zu schaffen. Wie könnte dies gelingen? Tanz ist im Moment seines Entstehens bereits wieder verflüchtigt. Der hier sichtbare Adneter Marmor ist ca. 180 Mio. Jahre alt. Wenn 1,8 km für die vergangenen 180 Mio. Jahren stehen, dann entspricht das vergangene 20.Jhdt einem Millimeter. Wie weit wollen wir vorausschauen? Einen Millimeter? In etwa 10 Metern ist von unserer Zivilisation buchstäblich nichts anderes übrig als eine dünne Ablagerung unter einem zukünftigen Gletscher oder Meer. In 100 m ist sie vielleicht versteinert zu einer Ader im Marmor des Anthropozäns.


Eftychia Stefanou, Zoe Knights © Bernhard Müller

Eftychia Stefanou, Zoe Knights © Bernhard Müller


Mythologie
Es sind diese unvorstellbaren Vorstellungen, die die Griechen als Mythologie begreifbar zu machen versuchten. Den Kräften der Erdgeschichte, einer Milliarden Jahre andauernden und immer weiter schaffenden Evolution eine Persönlichkeit, ein Gesicht geben. Ein Evolutionsstück anstatt eines Revolutionsstückes.
Der Kunst ihre Zeit, viel Zeit.


Eftychia Stefanou © Magdalena Lepka

Eftychia Stefanou © Magdalena Lepka


Die Story
Thetis ist die Enkelin der Titanin Tethys, sie erbt das Wasser von ihrer Großmutter und die Prophezeihung, ihr Sohn werde mächtiger als der Vater. Da lassen Zeus und Poseidon die Finger von ihr und schicken Peleus, einen Sterblichen. Peleus wartet auf Thetis, sie reitet auf ihrem Delphin zur Grotte, er weicht nicht von ihrer Seite, sie feiern Hochzeit.

Alle Götter sind zur Hochzeit geladen, sie bringen beispielsweise ein hervorragendes Rad als Geschenk. Nur Eris, die Göttin der Zwietracht, ist nicht geladen, sie kommt dennoch und bringt einen goldenen Apfel mit der Inschrift „Der Schönsten“. Der Apfel fällt zu Füßen der drei Göttinnen Hera, Aphrodite und Pallas Athene. Woraufhin ein Streit anbricht, der im Trojanischen Krieg endet, dem “maximalen Stressereignis der antiken Welt”. Für diesen Krieg, bestimmt das Orakel, braucht es den Helden Achilles.

Simone Benini © Magdalena Lepka

Simone Benini © Magdalena Lepka


Achilles ist der Sohn der Thetis und des Peleus. Thetis hat versucht, ihn unsterblich zu machen, indem sie seine Oberfläche durch ein technisches Verfahren schützt. Sie hält ihn dabei an der Ferse fest.

Nun, die Eltern wollen dennoch nicht, dass er in den Krieg zieht und sie verstecken den Jungen in einem Mädcheninternat. Dort trägt er die geblümte Schuluniform wie alle anderen Mädchen. Um ihn zu finden, verwendet man einen Trick. Die Schülerinnen dürfen sich Schmuck und schöne Kleider aussuchen, darunter gemischt Helm und Schwert. Achilles nimmt den Helm.


Eftychia Stefanou und Simone Benini im Lienbacherbruch bei der Probe © Bernhard Müller

Eftychia Stefanou und Simone Benini im Lienbacherbruch bei der Probe © Bernhard Müller


Die Bilder und Filme auf dieser Seite entstammen Produktion und Performances von THETIS im Lienbacherbruch in Adnet. Sie sind dabei keineswegs eine Dokumentation dieses Prozesses, sondern ein eigenständiges Ziel und Ergebnis.


Gefördert durch Stadt und Land Salzburg, und Republik Österreich BMKÖS.
THETIS entsteht in Kooperation mit SZENE Salzburg und tanz_house festival.
Dank an Kiefer Marmor Industrie und Gemeinde Adnet.


ENGLISH:

Dance and marble stretch our muscle of time. From now to 180 Mio. years ago into a jurassic world of mussles and ammonites.

THETIS plays with the esthetic time laps between the jurassic marble of Adnet and the volatile dance of Lawine Torrèn.

It is based on a performative shooting in the Adnet quarry, where spectators were invited instead of excluded. Dance is volatile. In the very moment of it´s bodily expression it evaporates, whereas the background is jurassic. While the choreography "tells" a story of the Nymph Thetis´ wedding with Peleus, jealous guests, strange gifts and their son´s recruitment for the trojan war, the setting stresses a mindblasting 180 mio. years of geology.

The project THETIS places dance within a time capsule. By condensing it in different steps (live performance, photo, video and at last sculptural relief) the cinesthetic essence spills over into a medium that is able to conserve events of beauty for millions of years: marble. The exhibit A of renaissance art, rilievo schiacciato, the marble relief, encapsulates dance (theoreticly) for eternity.


 
 

full length version 12 min.

Recording 4k July 2021 © Stefan Aglassinger, sound: Alexander Bauer


photos rehearsal 11.6.2021

© Bernhard Müller