downfall - Flashback
Rapid Prototype July 12th 2023
5141 Moosdorf
Downfall
Shooting-Performance 21. September 2023
5141 Moosdorf – Mühlbach 11 – Passauerhof
Flashback
Installation und Präsentation 3. 4. und 5. Oktober 2023
tanz_house festival – SZENE Salzburg
Kunstphilosophisches Gespräch 5.10.
mit Jens Badura (Philosoph, Universität für angewandte Kunst Wien)
Co-Agency und ästhetische Gravitation
English below.
SHORT shooting performance
Mitten im furchtbaren Reich der Kräfte
Am 20. Nov. 1768 fällt mit Getöse ein Stein vom verdüsterten Himmel über Mauerkirchen im Innviertel. Die Bäuerin Apollonia Bart findet ihn anderntags. Das Format DOWNFALL - Flashback lud Gäste und Teilnehmerinnen zuerst auf unser Gelände nach Moosdorf ein, um einen tonnenschweren Stein für 3 Sekunden in seinem Fall exakt zu beobachten. Die Aufnahmen der seismischen Erschütterung und der dazugehörigen Bodenchoreographie fügten wir zu einem akustisch-filmischen Werk. Dessen performative Präsentation findet als Augmented Reality (AR) an den Orten des Geschehens und im Theatersaal statt.
Ein Fels fällt vom Himmel
Ausgelöst vom Lasthaken eines Teleskopkranes fällt verblüffend langsam der Stein. Jene Sekunden, in denen wir als Zuschauerinnen den Fall beobachten, sind exakt synchronisiert mit einer Tanzchoreographie an der definierten Impaktstelle im Moosdorfer Weiler Mühlbach - an der Landesgrenze des Innviertels zu Salzburg. Die Vorbereitung dazu und der Nachklang bilden zusammen mit dem Ereignis selbst jene Perfomance (ein Invisible Tale), die durch ein Multikamera-Setup analytisch festgehalten wurde.
Der Meteorit von Mauerkirchen
1768 fiel der größte Meteorit Österreichs vom Himmel über Mauerkirchen, damals noch Bayern. Die Bäuerin Apollonia Bart fand ihn auf ihrem Feld. Da dieses Ereignis nicht ins damalige Weltbild passte, sollte der Stein entweder verschwinden, oder sein Fall von Gelehrten alter Schule so (v)erklärt werden, dass er wieder passt. Beides wurde versucht. Beides scheiterte.
FULL performance relay 21.9.2023
Installation und Präsentation
Wir stellen nun den Stein zusammen mit dem während der Performance in Moosdorf entstandenen Kurzfilm in einer performativen Installation aus, in der Szene Salzburg, in Moosdorf, in Mauerkirchen. Der gefallene Granit hängt an einem Lissajous´schen Pendel. Aufgeladen mit dem Sturz, dem ausgelösten Beben des DOWNFALLs, bildet er das archäologische Gegenstück zum ihn umhüllenden Bauch der Stadt, zur Baugrube, oder zum ungewissen Einschlagort des Meteoriten.
Der Tanz, die Filmprojektion und die Erzählung vom Meteoritenfall bilden einen Refenzrahmen für den still schwingenden Koloss, der als leibhaftig präsenter Agent ominöse Muster in den Muhrsand zeichnet.
Der Soundscore des Films besteht aus einer Originalkomposition des Salzburger Organisten und Komponisten Alexander Bauer, in der er die seismischen Signale des Aufpralls und die Geräusche des Lasthakens und des Kranes hörbar macht, verdichtet und elektronisch neu aufbereitet. Dazu gesellt sich ein Marsch der Trachtenmusikkapelle Moosdorf und ein Song von They Might Be Giants.
Performance: ein Downfall
Traditionell wird im Tanz eine „lange“ Live-Performance über Schnitte und Auslassungen zu einer „kurzen“ Videokompilation verarbeitet. Im vorliegenden Projekt kehren wir dieses Verhältnis um und erarbeiten aus wenigen ausgewählten Sekunden Live-Material durch Multicamera-Recording, Extremzeitlupe, Drohne und Zeitraffer (timeline remapping) einen eigenständigen Kurzfilm. Millisekunde für Millisekunde entsteht eine Choreographie der kleinen Zeitschritte und des großen Zusammenhangs. Die choreographisch gestaltete Shooting Performance dauerte ca. 30 Minuten. Der Kern der Performance jedoch, der DOWNFALL selbst, dauerte nur 3 Sekunden.
Es handelt sich in der Essenz um jene Sekunden, die der 1,5 Tonnen schwere Stein aus 55 Metern Höhe zu Boden fällt. Der Fall selbst ist exakt koordiniert mit der Bodenchoreographie an der Impaktstelle. Tanz und Sturz und deren kurze Gleichzeitigkeit werden über eine Art Granularsynthese analytisch wiederaufbereitet, sodass daraus am Ziel des Prozesses dieses komplexe filmische Geflecht entsteht.
Performative Installation: ein Flashback
Film, Tanz und Stein gingen sodann als performative Installation in den Theatersaal. Dadurch erst entsteht das eigentliche Kunstwerk, eine netzöffentliche Bewegtbildskulptur - FLASHBACK - ein Invisible Tale.
Dort, im SZENE-Saal, entstand 1992 unser Bühnenstück NEWTON mit dem Anspruch, das durch Schwerkraft und Bühnenpendel exakt reproduzierbare Tanzgeschehen mit kalkuliertem Chaos zu konfrontieren. DOWNFALL - Flashback nutzt diesen Echoraum, um gezielt in Schwingung zu geraten.
Weitere szenische Präsentationen sind in Planung.
English:
DOWNFALL – Flashback is an artistic process: at first we film a rock falling from the heavens within 3 seconds, meeting a choreographed field of dancers on the meadow of its prospected impact. Later, at SZENE theatre, we will remember every single frame of this event by an installation of the same rocking rock with a time-remapped short movie.
VIDEO Testing Downfall
A rapid prototype recorded July 12th 2023
FOTOS Testing Downfall
© Bernhard Müller - 12.7.2023
FOTOS Shooting Performance
© Magdalena Lepka 21.9.2023
FOTOS presentation
© Magdalena Lepka 3.10.2023