the WABE

Eine Choreographie von Menschen und Maschinen als Abdruck einer sozialen Plastik des Luftfahrtunternehmens FACC

St. Martin i.I.
19. und 21.9.2014


FACC (ehem. Fischer Advanced Composite Components) ist 25 und tanzt. Die Fertigung, die Gebäude, die Mitarbeiter, die Stapler, die LKW und Transportboxen, die Winglets und die Cobra der Flying Bulls heben ab zu einem virtuosen Ballett.

Wenn ein Unternehmen 25 Jahre erfolgreich wächst, Märkte erobert, sich stabilisiert und gleichzeitig dynamische Felder eröffnet, möchten wir wissen, wie das alles geschehen ist. Was ist passiert? Wer hats gemacht? 
Wie zeigen wir dies alles PERFORMATIV? 
Lassen wir die Kräfte des Unternehmens ganz konkret walten, um eine CHOREOGRAPHIE aufzuführen, die das Unternehmen auf einer abstrakten Ebene in Bewegung setzt.

Francesca Perrucci, Manuela Calleja Valderrama and Giulia di Guardo on the roof of FACC © Magdalena Lepka

Francesca Perrucci, Manuela Calleja Valderrama and Giulia di Guardo on the roof of FACC © Magdalena Lepka

Wir tanzen FACC
Eine soziale Plastik der Könnerschaft, wie ein Bienenstock, der schwärmt, tanzt, sammelt, füreinander sorgt, wächst, Angriffe abwehrt und in leichtesten Waben flüssiges Gold produziert. Eine solche Choreographie dürfen wir uns nicht als Ballett vorstellen, sondern als eine komplex gestaltete Zeitfläche, in der sehr verschiedene Aktionen präzise ineinander greifen.

Drei Großprojektionen an die Fassaden des Technologiezentrums und der Testhalle fügen Produktionsabläufe und Menschen, maschinelle und menschliche Bewegungen wie einen Tanz zusammen. Ein Patchwork von Filmschnitten und realen Aktionen setzt die Gebäude in Bewegung. Konkreter Tanz auf den Dächern und in den Fenstern der Häuser bildet den Kontrapunkt zu den Projektionen.

Eine wabenartige, temporäre Architektur aus Boxes und LED- Videowall bewegt sich vollkommen frei auf dem Gelände auf einem LKW-Trailer. Diese bewegte Riesen-Skulptur durchmisst die Räume zwischen den Gebäuden, einmal schnell, einmal langsam schwebend, wie ein Raumschiff mit Kommandobrücke – immer im Funkkontakt mit der Bodenstation.

Ein Helikopter fügt gezielt fliegerische Manöver in das terrestrische Geschehen ein. Ein fliegerischer Stunt, in dem es um präzise und leichtflügelige Verschränkung der Bewegungsebenen geht. Und: mit ihren Füßen fest am Winglet montiert zeichnet Gerlinde Roidinger auf verschlungenen Bahnen die Bewegung einer Baggerspitze plus Rotator in den dreidimensionalen Luftraum.

Daniela Faria between the wings © Magdalena Lepka

Daniela Faria between the wings © Magdalena Lepka

Video und Real vermengen sich zu einer einzigen visuellen Gestalt. In der Vorproduktion werden die filmischen Bilder im Werk gedreht. Tänzer, Mitarbeiter und Maschinen tanzen spezielle “Handgriffe” der Fertigung und versuchen den Abläufen jene Bewegungspoesie zu entlocken, die dann am Schneidetisch zum Rahmen für den Live-Tanz zusammengefügt wird. Wir projizieren im Ergebnis sehr bewusst Mehrfachbilder, die im harmonischen oder dissonanten Zusammenklang mit dem realen Geschehen eine besondere Stimmung erzeugen. 

Invisible Tale
Photos und Filme der Vorproduktion sind bereits Teil des Prozesses. Am Anfang und Ende entsteht ein kurzer Film, nicht als Dokumentation des Jubiläums, sondern als eigenständiges Kunstwerk, das als "Choreographic Capture" die Essenz von "the WABE" erfasst.

Francesca Perrucci inside a translating sleve © Magdalena Lepka

Francesca Perrucci inside a translating sleve © Magdalena Lepka

Für uns besteht das dramatische Schaffen (ob im wirtschaftlichen oder künstlerischen Zusammenhang) keineswegs nur in der Aufführungssituation selbst. Proben, Shootings und Tests verdichten sich in Bildern und Aktionen, die ebenfalls performativen Charakter besitzen. Wir nennen diese Schritte hin zu einem Theater am Schauplatz Invisible Tales. Die Erzählung treibt das Geschehen voran, aber man sieht die Geschichte nur ausschnittsweise, wie durch den Sucher eines Objektivs. Ähnliches gilt für die Photographien und Filme, die dann im Zuge einer Performance entstehen: auch hier können wir für einen Moment die Verhältnisse umkehren und denken, dass das performative Geschehen dem Filmen und Photographieren diente, der Rest bliebe unsichtbar. In unseren Köpfen jedoch baut sich fortwährend die Geschichte zusammen.

 

Trailer

Short version of 30´performance © Aglassinger, music by Bernhard Fleischmann

Example for one of the background projections

Photos

Inspiration
Zwei Gedichte, deren Sinn- und Unsinnsgehalt nicht weiter voneinander entfernt sein könnten, standen als konkreter Text an den Oberflächen des bespielten Raumes: namensgebend "Jabberwocky" von Lewis Caroll und "The Fable Of The Bees" von Bernard Mandeville:

A Spacious Hive well stockt with Bees
That liv’d in Luxury and Ease

And yet as fam’d for Laws and Arms
As yielding large and early Swarms

Was counted the great Nursery
Of Sciences and Industry

No Bees had better Government
More Fickleness, or less Content

They were not Slaves to Tyranny
Nor rul’d by wild Democracy

But Kings, that could not wrong, because
Their Power was circumscrib’d by Laws

(Auszug aus The Fable of the Bees, Bernard Mandeville, 1714)

 

Twas brillig, and the slithy toves
Did gyre and gimble in
the WABE

(die ersten beiden Zeilen von Jabberwocky, Lewis Carroll, 1871)